Baujahr: 1938
Produzent: Steyr
Rahmennummer: 40 23066

Beschreibung
Hallo, liebe Freunde alter Drahteseln !

Bei diesem Rad sind einige Teile nicht
zeitgemaess und/oder falsch,
wie Sattel ( vermutLich war ein Ledersattel
in Herren-Ausführung montiert )
Lenker, Lichtanlage, Vorderradbremse,
u.a, aber das alles ist mir in diesem
Fall ziemlich egal:
Meine beiden Schwestern und ich haben naemlich
viele Jahre lang, und zwar bis zu meinem
50.Geburtstag am Sonntag, 3.Mai 2009, zuhause
bei meiner Mama in A-6491 Schoenwies im Tiroler
Oberinntal (Bezirk Landeck) einen "familiaeren
Schatz" gehuetet, naemlich das Invaliden-Fahrrad
unseres am Mo.,12.Juli 1999, verstorbenen Vaters
(=Tati) Peter Hammerle, geboren am 23.Mai 1922.

Er gehoerte also zu jener Generation von Maennern,
die den gesamten 2.Weltkrieg als Mitglieder der
Wehrmacht mitmachen haben muessen, sein einziger
Bruder Franz (geb.1921) ist zum Beispiel bereits
im Jahre 1942 beim Russlandfeldzug in Leningrad
gefallen.

Nach einem Granaten-Angriff an der Front in Italien,
bei dem alle Kameraden meines Vaters leider ihr noch
sehr junges Leben lassen hatten muessen, hat mein
Vater Gott-sei-Dank nur eine vergleichsweise mittel-
schwere Verletzung am linken Bein erlitten:
trotzdem musste ihm wegen andauerndem Wundbrand das
linke Bein dann aber nicht weniger als NEUNMAL
amputiert werden, er magerte auf 37kg ab.
Sein restliches Leben lang hatte er dann sehr oft
unter grossen Phantomschmerzen zu leiden, besonders
bei jedem Wetterumschwung.

Als unser Vater dann nach Kriegsende vom Lazaret
in der Schweiz zurueck auf den sehr kleinen
elterlichen Bauernhof gekommen war, hat ihm in den
ersten Jahren eben ein schwarzes Steyr-Damenrad
(also ein originales WAFFENRAD) aus den 30-er Jahren
auch groessere Ausfahrten ermöglicht :
das linke hoelzerne Bein, also die Prothese, lag
dabei auf der festgeschweissten linken Kurbel,
getreten hat er nur mit dem rechten Fuss, der
Freilauf in der Hinterradnabe war von einem
befreundeten Schlosser irgendwie (?) blockiert
worden, also hatte Tati einen starren Antrieb.

Gebremst wurde einzig mit einer Felgenbremse
an der Vorderrad-Wulstfelge (...), die zusaetzliche
(schlechte) "Styria" Vorderrad-Trommelbremse, die
in den 30-er Jahren von der Steyr Daimler Puch
Aktiengesellschaft stark beworben worden ist, und
ab 1934 in alle teureren Modelle eingebaut worden
ist, war ausser Betrieb gesetzt worden, mich
wundert´s nicht . . .

Meine Schwestern Marialuise (*1951) und
Gertraud (*1952) haben unseren Vater auf
dem Fahrrad erlebt, unser Bruder Franz
(*1954, leider mit dem Auto 1976 verunglueckt)
und ich selber (*1959) nicht mehr.

Als mein Vater dann um 1955 sich als Eisenbahner
(Schrankenwaerter, deshalb auch mein Faible fuer
die Eisenbahn) ein motorisiertes Fahrzeug leisten
hat koennen, war er dann ungefaehr 20 Jahre lang
hauptsaechlich unterwegs auf einer gebrauchten
TRIUMPF-"Maschine" aus Nuernberg mit 122ccm
und ganzen 3Ps, als Vorkriegsmodell natuerlich
noch mit Schalthebel und Schaltkulisse an der
rechten Seite des Tanks.
Das Motorrad war so nieder gebaut, dass ich bereits
als 10 Jaehriger damit fahren habe koennen, als
"Knirps" bin ich immer am Tank gesessen, das war
damals tatsaechlich so ueblich, heute ziemlich
undenkbar, zumindest im westlichen Europa.

Den Kickstarter hat unser Vater natuerlich mit der
Hand betaetigt, was wir als Jugendliche nie
geschafft haben !

Mein Vater hat dann nach dem krieg jahrzehntelang
bis ca.1990 allen Nachbarn jeweis fuer GOTTES LOHN
saemltliche Fahrraeder gewartet.
Ich hatte als Kind und Jugendlicher sehr starke
Hoehenangst, das heisst, mein Vater ist auf jeder Leiter
trotz Prothese unterwegs gewesen, und ich habe immer
nur die jeweiligen Leitern halten muessen . . .

Als ich dann irgendwann Mitte der 80-er Jahre in
den Osterferien das Invalidenrad meines Vaters
in technischer Hinsicht wieder so weit in Ordnung
gebracht hatte, dass man damit wieder fahren hat
koennen ( aber vorsichtig, wegen der edlen, aber
damals bereits bruechigen, originalen ROTEN Wulst-
Reifen von der Firma Semperit ), habe ich erst
gemerkt, wie unglaublich anstrengend es ist,
allein schon nur mit einem Bein treten zu koennen,
deshalb meine grosse ehrliche Hochachtung vor allen
Invalidensportlern !!!

Donnerstag,21.Jänner 2016:
Bild von EBAY erstanden !!

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